Dr. Hanneke Heinemann von der Städtischen Galerie Kaiserslautern schreibt zu der Arbeit "Dach- Wand- Raum-Täuschung" von Bruno Sutter:
Beim letzten Symposion in Rockenhausen schuf Bruno Sutter eine als Tor oder Fenster erscheinende Schichtung. Schon dort fiel die unterschiedliche Behandlung der Innen- und der Aussenflächen auf: Schlossen die Kanten der äusseren Bretter ohne grösseren Vorsprung ab, ergab sich im Innern fast der Eindruck einer zerklüften Höhle, die nicht zum Durchsteigen einlud. In der "Dach-Wand-Raum-Täuschung" des diesjährigen Symposiums kehrt sich die Wandbehandlung um. In einem kantigen äusseren verbirgt sich eine geglättete Wand, die zum Verweilen einlädt. Das Abweisende hat die Aussenwand mit massiv reduzierten Quadern von Sockelzonen italienischer Renaissancepaläste gemein, jedoch ist weder eine Zurückweisung des sich Nähernden durch die Mächtigen noch das Improvisierte einer provisorischen Behausung gemeint. Vielmehr sollen die vielfältigen Schatten werfenden Vorkragungen an natürliche Vorgänge erinnern wie das Fliessen von Wasser. Aber auch an abplatzendes Sedimentgestein könnte man vielleicht denken. So ist die Aussenerscheinung der Skulptur weniger architektonisch denn als Fixierung eines Wachstums- oder Korrosionsvorgangs angelegt. An ein Haus erinnern zwei Türöffnungen an den Längsseiten, durch die man den Raum durchqueren kann. Die zwei, an ein zusammengefallenes oder noch nicht fertiges Dach erinnernden Wellbleche, die im Innern den Durchgang hindern, gliedern den Raum und bringen eine weitere Materialität und Textur in das Werk hinein. Durch sie erinnert die Skulptur an eine Notunterkunft. So gesehen wäre das Haus in einem transitorischen Zustand einer noch andauernden Konstruktion oder einer vollzogenen Zerstörung. Trotz aller Verweise auf Architektur setzt der Künstler deutlich plastische Qualitäten um: Den Kontrast zwischen Innen und Aussen, offen und geschlossen und die spannungsvolle Kombination von unterschiedlichen Materialien und Strukturen.
September 2006